Union der Vertriebenen - Landesverband Hessen

Heimatvertriebene und Spätaussiedler gehören traditionell zum Hessentag

Landesbeauftragte Ziegler-Raschdorf hatte eine Sprechstunde auf dem Hessentag in Langenselbold, stellte sich dem Landesvertriebenenbeirat vor und nahm gemeinsam mit Ministerpräsident Koch und Minister Banzer am Volkstumsnachmittag der Heimatvertriebenen t

Auf dem Hessentag in Langenselbold fand am 6. Juni 2009 zum neunten Mal ein „Tag der Vertriebenen“ statt. Die Landesbeauftragte der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf hob hervor: „Heimatvertriebene und Spätaussiedler gehören traditionell zum Hessentag, wie es auch hier in Langenselbold wieder deutlich wird“. Sie zeigte sich mit Ablauf und Zuspruch der Veranstaltungen sehr zufrieden.
Staatsminister Jürgen Banzer (Mitte) bei seinem Grußwort vor dem Landesvertriebenenbeirat mit der Landesbeauftragten Margarete Ziegler-Raschdorf (2.v.l.) und dem Beiratsvorsitzenden Alfred Herold (3.v.r.)Staatsminister Jürgen Banzer (Mitte) bei seinem Grußwort vor dem Landesvertriebenenbeirat mit der Landesbeauftragten Margarete Ziegler-Raschdorf (2.v.l.) und dem Beiratsvorsitzenden Alfred Herold (3.v.r.)
Der Volkstumsnachmittag des Bundes der Vertriebenen mit einem beachtlichen Kulturprogramm fand in der neuen Sporthalle der Käthe-Kollwitz-Schule statt. Ministerpräsident Roland Koch erinnerte in seiner Rede in der voll besetzten Halle daran, dass wir in diesen Wochen und Monaten 60 Jahre Bundesrepublik Deutschland, 60 Jahre Grundgesetz und 20 Jahre Fall der Mauer feiern. In diesem Zusammenhang müsse auch erwähnt werden, welche Opfer die Heimatvertriebenen erbringen mussten und welches Leid und Unrecht durch die Vertreibung ausgelöst wurde. „Die Heimatvertriebenen haben aus Trümmern ein erfolgreiches Land Hessen mit aufgebaut. Sie waren einer der Bausteine und sind auch heute noch eine wesentliche Säule unseres Landes. Ein Drittel der Bürger Hessens waren eben keine gebürtigen Hessen. Sie kamen in ein Land, dass keine Aufnahmeeinrichtungen hatte und wo sowohl bei Alt- als auch bei Neubürger Frustration herrschte“, so der Ministerpräsident.

„Für die Landesregierung sage ich zu, in der bewährten Weise eng mit den Verbänden der Heimatvertriebenen und Spätaussiedler zusammenzuarbeiten und kann versprechen, dass die kulturelle Arbeit weitergeht“, erklärte Roland Koch. Bezüglich der Heimatsammlungen und Heimatstuben sei man ebenso auf die Verbände angewiesen wie beim Thema Schulunterricht zu Flucht und Vertreibung. Gleichfalls brauche man die Unterstützung bei der Integration der Spätaussiedler. Auch habe er persönlich großen Respekt davor, wie Heimatvertriebene 20 Jahre nach Wegfall des Eisernen Vorhangs den Weg zurück in die alte Heimat gefunden und durch Unterstützung der dort lebenden Menschen einen Beitrag zur Verständigung und Erhöhung der Reputation von uns Deutschen geleistet haben. Diese grenzübergreifende Arbeit sei sehr wichtig und müsse auch weiter finanziell gefördert werden.

In der Koalitionsvereinbarung und der Regierungserklärung sei ausgeführt, dass wir erneut eine Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler berufen. „Frau Margarete Ziegler-Raschdorf ist durch ihre landespolitischen und kommunalpolitischen Erfahrungen für dieses Amt bestens ausgestattet. Sie hat unsere Unterstützung und ich bitte Sie darum, ebenfalls mit ihr vertrauensvoll zusammenzuarbeiten“, so der Ministerpräsident

„Ich freue mich, dass Sie durch ihr zahlreiches Erscheinen ihre Verbundenheit untereinander und mit der Hessischen Landesregierung zeigen und möchte auch nächstes Jahr beim 50. Hessentag in Stadtallendorf wieder viele Heimatvertriebene und Spätaussiedler sehen. Es gibt gute Gründe, stolz auf unser Hessenland zu sein, an dessen Erfolg Sie alle mitgearbeitet haben“, so der Ministerpräsident abschließend.

Der Landesvorsitzende des Bundes der Vertriebenen, erinnerte daran, dass ein Sudetendeutscher Tag mit mehreren Hunderttausend Besuchern in Frankfurt Vorbild für den damaligen Ministerpräsidenten Georg-August Zinn gewesen sei, im Jahr 1962 den Hessentag mit identitätsstiftender Wirkung ins Leben zu rufen.

Die Veranstaltungsreihe am „Tag der Vertriebenen“ begann mit einer Bürgersprechstunde für Heimatvertriebene und Spätaussiedler in der Aula der Käthe-Kollwitz-Schule in Langenselbold, bei der zahlreiche Bürgerinnen und Bürger der Landesbeauftragten ihre Anliegen vortrugen. Frau Landesbeauftragte Ziegler-Raschdorf stellte sich zunächst vor und berichtete von ihrer Amtseinführung durch Ministerpräsident Koch in der Hessischen Staatskanzlei.

In der anschließenden Diskussion ging es hauptsächlich um aktuelle Fragen zur Spätaussiedlerintegration. Es gebe großen Handlungsbedarf was die Anerkennung der Berufsabschlüsse von Spätaussiedlern betreffe. Die Landesbeauftragte berichtete in diesem Zusammenhang von den Bemühungen der Integrationsbeauftragten des Bundes, Frau Prof. Maria Böhmer, für eine bundeseinheitliche Lösung. Sie sprach außerdem von den Erfolgen der Fördereinrichtung für junge Zugewanderte in Hasselroth und schilderte ein von der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland initiiertes Projekt in der JVA Hünfeld, wo es künftig mit finanzieller Unterstützung der Landesregierung Deutschunterricht für Gefangene gebe. Schließlich stellten junge Russlanddeutsche die Arbeit ihres Kasseler Vereins mit drogenabhängigen Jugendlichen vor.

Im Anschluss an die Bürgersprechstunde fand ebenfalls in der Aula der Käthe-Kollwitz-Schule die öffentliche Sitzung des Landesbeirates für Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen statt, bei der Staatsminister Jürgen Banzer ein Grußwort sprach. Der neue Minister für Arbeit, Familie und Gesundheit freute sich, erstmals an einer Sitzung des Landesbeirates für Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen teilzunehmen und fand es bedeutsam, dass es dank der Landesregierung seit dem Jahr 2001 zur Tradition geworden ist, im Rahmen des Hessentages einen „Tag der Vertriebenen“ zu gestalten, von dem ein wichtiger Teil die öffentliche Sitzung des Landesvertriebenenbeirates sei. Die meisten der Spätaussiedler hätten sich toll in ihre neue Umgebung eingefügt und die Heimatvertriebenen seien zu Antreibern geworden, um die Sache insgesamt nach vorne zu bringen.

Inzwischen sei es Allgemeingut, dass der Hessentag Anfang der sechziger Jahre des letzten Jahrhundert als ein Forum zur besseren Verständigung der in Hessen lebenden Menschen, der einheimischen Bevölkerung sowie der zahlreichen Vertriebenen und Flüchtlinge geschaffen worden ist. Hiermit sei auch ein Fundament gelegt, dass alle Bürger des Landes zusammen bringt. Im Hinblick auf die Europawahl in einem friedlichen Europa verwies er auf die Charta der Heimatvertriebenen mit dem Verzicht auf Revanchismus. Auch sei die Erlangung der Deutschen Einheit Verpflichtung für uns alle. „Ich bin stolz, Mitglied einer Landesregierung zu sein, die Heimatvertriebene und Spätaussiedler zum Schwerpunkt ihrer politischen Arbeit gemacht hat“, so Staatsminister Banzer zum Abschluss seines Grußwortes.

Die Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler stellte sich anschließend den Mitgliedern des Landesbeirates vor und sprach über ihre Arbeitsschwerpunkte. Sie nannte die Grundlagen für ihre Berufung in Form der Koalitionsvereinbarung, der Regierungserklärung des Ministerpräsidenten und des Kabinettsbeschlusses vom 9. März 2009. Ein wichtiges Arbeitsfeld sei selbstverständlich die Zusammenarbeit mit dem Hessischen Landesbeirat. Hessen sei das einzige Bundesland, in dem ununterbrochen sei den Fünfziger Jahren ein Landesbeirat berufen werde. „Gerne werde ich bei meiner Arbeit die Vorschläge, Ideen und Ratschläge des Beirats aufnehmen und darf Ihnen versichern, dass ich mich mit Freude den Aufgaben stellen werde. Ich freue mich auf die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit allen Mitgliedern des Landesbeirates und sage Ihnen meine Unterstützung zu“, so die Landesbeauftragte.

Sie sprach die Problematik der Anerkennung von im Ausland erworbenen Berufsqualifikationen als einen Schwerpunkt der Russlanddeutschen an und stellte fest, dass hier unbedingt Verbesserungen zu schaffen seien. Außerdem wies sie auf einen Gesetzentwurf zur Änderung des Lehrerbildungsgesetzes hin, der Seiteneinsteigern den Übergang in das Lehramt an Schulen eröffne. Dies könne auch eine Chance für arbeitslose Spätaussiedler sein. Aus dem Bereich der Heimatvertriebenen ging sie auf die Themen Lehrerhandreichung, Lehrpläne und Schulbücher ein, die in den letzten Jahren vom Kulturausschuss des Beirates eingehend diskutiert wurden, wofür sie dankbar sei. Auch in Zukunft gebe es auf diesen Gebieten noch viel zu tun. So denke sie beispielsweise an die Aufnahme der Ostsiedlung der Deutschen in Russland und ihre Vertreibungsgeschichte in die Lehrpläne.

„Die von meinem Vorgänger Rudolf Friedrich initiierten wichtigen Veranstaltungen im Jahreslauf werden auch von mir unterstützt und sollen in ihrer Wertigkeit unverändert bleiben“, so Margarete Ziegler-Raschdorf. Sie nannte die Neujahrsgespräche des Ministerpräsidenten, den „Tag der Vertriebenen“ beim Hessentag und den zentralen „Tag der Heimat“ des Bundes der Vertriebenen im Biebricher Schloss.

„Abschließend möchte ich die Gelegenheit nutzen, Ihnen allen für die Bereitschaft zu danken, auch in dieser Tätigkeitsperiode des Landesbeirates mitzuwirken und die Landesregierung fachkundig zu beraten. Bereits heute freue ich mich auf den 50. Hessentag im nächsten Jahr in Stadtallendorf und wünsche mir, dass bei diesem Jubiläum eine ebenso gute Stimmung herrscht wie in diesem Jahr in Langenselbold“, so die Landesbeauftragte.