Feierstunde zum 60-jährigen Bestehen der Kreisgruppe Gießen der Landsmannschaft Schlesien
Der Landesbeauftragte erinnerte daran, dass 1947/1948 vier heimatvertriebene Schlesier in Gießen begannen, Veranstaltungen für ihre Landsleute zu organisieren. Ohne technische und verwaltungsmäßige Grundlagen gründeten sie die Vertriebenenorganisation, ohne sich um Bürokratismus zu kümmern und jemanden um Erlaubnis zu fragen. „Der Initiator und Motor dieser Bewegung der vertriebenen Schlesier im Kreis Gießen war Heinrich Krawutschke, der in der Darstellung seines Charakterbildes und öffentlichen Auftretens als das Urbild eines handfesten Oberschlesiers mit dem Herz auf dem rechten Fleck beschrieben werden kann“, so Friedrich.
Schlesier seien am Aufbau der Gesellschaft und des politischen System der Bundesrepublik Deutschland seit der unmittelbaren Nachkriegszeit an führender Stelle beteiligt gewesen. Dem ersten Deutschen Bundestag, der von dem Liegnitzer Paul Löbe als Alterspräsident eröffnet wurde, gehörten 24 Schlesier an. Bis 1994 hatten insgesamt 104 gebürtige Schlesier ein Bundestagsmandat, so auch Herbert Hupka, Herbert Czaja und Erich Mende.
Auch in der hessischen Politik waren Schlesier in herausgehobener Stellung tätig. So Gottfried Milde, Manfred Kanther, Bernhard Jagoda und Clemens Riedel.
„Im Rückblick können wir feststellen, dass die Aufnahme und Eingliederung der Heimatvertriebenen eine der größten menschlichen und politischen Leistungen der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg war. Diese Leistung war eine Gemeinschaftsleistung des gesamten Volkes“, so Rudolf Friedrich. Die Heimatvertriebenen und damit auch die Schlesier hätten am gesellschaftlichen Aufbau unseres Landes Hessen und der Bundesrepublik Deutschland tatkräftig mitgewirkt, wofür Ihnen Dank gebühre.
„Die Schlesier im Kreis Gießen haben einen wichtigen Beitrag zu einer aktiven Bürgergesellschaft geleistet, in der nicht jeder auf den Staat wartet, sondern selbst Initiative zeigt. Ihre Vorsitzende Annemarie Busch ist zweifellos ein Vorbild und ihr sage ich stellvertretend für viele Dank“, so der Landesbeauftragte zum Abschluss.