Kulturelle Wintertage des Bundes der Vertriebenen in Hessen mit vielfältigen Themen
Die Landesbeauftragte bescheinigte der Kulturarbeit des Bundes der Vertriebenen und der Landsmannschaften einen ausgesprochen hohen Standard. „Die Kulturellen Winter- und Sommertage des Bundes der Vertriebenen in Hessen sind einmalig in Deutschland und gehören seit Jahrzehnten zur herausragenden Kulturarbeit des Verbandes. Ein Blick in das Programm dieser Kulturellen Wintertage hat mir gezeigt, wie vielfältig die Themen und attraktiv die Angebote sind“, so Margarete Ziegler-Raschdorf.
In ihrem Referat zum Thema „Politik für Heimatvertriebene und Spätaussiedler“ ging die Landesbeauftragte auf die zwischen der CDU und der FDP in Hessen verabredete Koalitionsvereinbarung für die Jahre 2009 bis 2014 und die Regierungserklärung von Ministerpräsident Roland Koch vom 18.2.2009 ein. Hierin sei ausgeführt, dass erneut ein Landesbeauftragter für Heimatvertriebene und Spätaussiedler berufen, der Landesvertriebenenbeirat weiter unterstützt und die Patenschaften des Landes für die Landsmannschaft der Balten-Deutschen und Weichsel-Warthe weiter gestärkt wird. „Die Einrichtung und Berufung einer Landesbeauftragten hat sich als Bindeglied zwischen Regierung und Verbänden sowie bei der Intensivierung der Integrationsarbeit für Spätaussiedler bewährt und findet in anderen Ländern Nachahmung“, stellte die Landesbeauftragte fest.
Frau Ziegler-Raschdorf ging weiter auf hessische Schwerpunkte wie das Thema Flucht und Vertreibung in den Schulen, die Neujahrsgespräche des Ministerpräsidenten mit den Verbänden, den „Tag der Vertriebenen“ beim Hessentag, die Durchführung der „Tage der Heimat“ sowie die Arbeit in den Heimatstuben und Sammlungen ein. Für Hessen gelte, die rund 40 Einrichtungen zu erfassen und die Absichten der Betreiber zu erkunden. Eine durchgeführte Befragungsaktion werde der Museumsverband in Kassel auswerten und Vorschläge für eine Konzeption erstellen. Ihr Vorschlag, die Heimatstuben und Sammlungen künftig finanziell zu fördern, sei von Minister Banzer positiv aufgenommen worden.
Im Bereich der Spätaussiedler sprach sie die Arbeit des Eingliederungsausschusses des Landesvertriebenenbeirates, den Unterausschuss für Heimatvertriebene, Aussiedler, Flüchtlinge und Wiedergutmachung des Hessischen Landtags, die Hessische Fördereinrichtung für junge Zugewanderte in Hasselroth und das Förderprogramm mit den hervorragenden Multiplikatorenprojekten der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland und der Deutschen Jugend aus Russland an. Ebenfalls beispielhaft sei das Projekt „Integrationsmaßnahmen für in der Justizvollzugsanstalt Hünfeld einsitzende Spätaussiedler“ der Kreisgruppe Fulda der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland.
Margarete Ziegler-Raschdorf wies in ihrem Referat auf einige besondere Problempunkte bei der Integrationsarbeit für Spätaussiedler hin, für deren Verbesserung sie sich einsetzen will. Ein Problem sei immer wieder die Anerkennung von im Ausland erworbenen Berufsqualifikationen und Studienabschlüsse. Hier herrsche wenig Transparenz, da sich die Anerkennungspraxis nicht nur nach den Bundesländern, sondern zusätzlich auch nach Berufsgruppen und Herkunft der Zuwanderer unterscheide. Auch fehle die Anerkennung von Teilqualifikationen und daran anschließende Nachqualifizierungsmöglichkeiten. Außerdem werde sie Initiativen sowohl zu Hartz IV als auch zum BAFöG parlamentarisch auf den Weg bringen, um Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler besser zu unterstützen.
In diesem Zusammenhang hob die Landesbeauftragte positiv hervor, dass der Bund der Vertriebenen in Hessen zunehmend auch Mitglieder aus den Reihen der Spätaussiedler gewänne, die in beachtlicher Anzahl auch an den diesjährigen Kulturellen Wintertagen teilnehmen. Sie bewertete es als sehr positiv, dass im Bund der Vertriebenen sowohl die Anliegen der Heimatvertriebenen selbst als auch die der Spätaussiedler als gleichermaßen wichtig behandelt würden.
Abschließend erinnerte die Landesbeauftragte an die „Charta der deutschen Heimatvertriebenen“, deren 60. Jahrestag in diesem Jahr begangen wird. Die Charta sei eine verbindliche, auf Dauer ausgerichtete Erklärung, die die deutschen Heimatvertriebenen am 5. August 1950 in Stuttgart in feierlicher Form abgegeben hätten und von den Vertriebenen selbst als ihr moralisches Grundgesetz betrachtet werde. Die wichtigsten Aussagen der Charta seien das Bekenntnis zum Verzicht auf Rache und Vergeltung und die Forderung nach dem Recht auf die Heimat, die von den Vertriebenen gleichwertig vertreten würden. Einer der Unterzeichner der Charta sei der Sudetendeutsche Josef Walter gewesen, der sie als „Vorsitzender des Landesverbandes der Heimatvertriebenen in Hessen“ unterzeichnet habe. Josef Walter sei von 1955 – 1966 Landtagsabgeordneter in Hessen (BHE/GDP) und in dieser Funktion Vorsitzender des Vertriebenenausschusses und zuletzt Landtagsvizepräsident gewesen.
Frau Landesbeauftragte Ziegler-Raschdorf dankte dem Bund der Vertriebenen in Hessen für die offene und partnerschaftliche Zusammenarbeit und versicherte ihre Verbundenheit zusammen mit dem Wunsch auf eine weiterhin gedeihliche und gemeinsame Arbeit im Interesse der Heimatvertriebenen und Spätaussiedler. „Dem Kulturreferat des BdV unter Führung von Otmar Schmitz wünsche ich weiterhin viel Erfolg bei der wichtigen Arbeit und den Kulturellen Wintertagen 2010 gute Diskussionen und einen harmonischen Verlauf“, so die Landesbeauftragte zum Abschluss ihres Referates.