Union der Vertriebenen - Landesverband Hessen

Zentrale Gedenkfeier der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland vor dem Berliner Reichstag

Landesbeauftragter Friedrich erinnert an die Vertreibung der Russlanddeutschen im Jahr 1941

Der Landesbeauftragte der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Rudolf Friedrich, hat heute auf den 67. Jahrestag der Vertreibung der Russlanddeutschen nach dem Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 28. August 1941 aufmerksam gemacht. In einem schriftlichen Grußwort an die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland aus Anlass der zentralen Gedenkveranstaltung am 30. August 2008 vor dem Berliner Reichstag hat Friedrich folgendes zum Ausdruck gebracht:

„ Zur zentralen Gedenkveranstaltung der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland anlässlich des 67. Jahrestages der Vertreibung der Russlanddeutschen nach dem Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 28. August 1941 übermittle ich die herzlichen Grüße der Hessischen Landesregierung.

Die Hessische Landesregierung erkennt das schwere Leid an, dass die Deutschen aus der ehemaligen Sowjetunion während und nach dem Zweiten Weltkrieg erfahren mussten und weiß um die Verantwortung ihnen gegenüber. Ministerpräsident Roland Koch hat in seiner Regierungserklärung von 1999 festgestellt, dass die zu uns gekommenen Spätaussiedler eine Bereicherung für unser Land sind.

Am 28. August 1941, zwei Monate nach dem Einfall deutscher Truppen in die Sowjetunion, erließ der Oberste Sowjet das Dekret, dessen Folge die grausame und menschenverachtende Vertreibung der Deutschen war. Das Dekret war zwar formell nur gegen die Deutschen in der Wolgarepublik gerichtet, wurde aber praktisch auf alle Deutschen in der Sowjetunion angewendet und stellte den Todesstoß für die für die Volksgruppe dar. Darin wurde den Deutschen aktive Unterstützung der deutschen Truppen vorgeworden, was die Sowjetregierung zu „ Strafmaßnahmen“ in Form von „ Umsiedlungen“ in Gebiete östlich des Urals gezwungen habe. Die jahrzehntelange zwangsweise Verbannung mit den Einweisungen in Sondersiedlungen, der jahrelange Dienst als Zwangsarbeiter in der Trudarmee, der Verlust der Bürgerrechte und aller kulturellen Einrichtungen haben nicht nur die Existenz des Einzelnen und seiner Familie, sondern auch die Grundlagen der nationalen Identität der Volksgruppe erschüttert.

Spätestens mit diesem Erlass wurden die Deutschen in der Sowjetunion für rechtlos erklärt, und ihre Nachkommen büßen bis zum heutigen Tag durch den Verlust von Grund und Boden, von Heimat und Sprache für einen Krieg, mit dessen Zustandekommen sie niemals etwas zu tun hatten.

Die Deutschen aus Russland haben das Leid, die Toten und Gequälten nicht vergessen und besonders an diesem Gedenktag wird an sie erinnert. Vor diesem Hintergrund ist es nicht nachvollziehbar, dass es in keinem Nachfolgestaat der Sowjetunion zu einer faktischen Rehabilitation der Deutschen aus Russland gekommen ist.

Das Land Hessen fühlt sich den Wolgadeutschen besonders verbunden. Die Mehrzahl der Auswanderer in diese Region kam vor über 200 Jahren hier aus Hessen an die Wolga. Für die Auswanderer gab es seinerzeit ein Werbebüro und einen Sammelplatz im hessischen Büdingen. Aufgrund dieser besonderen historischen Beziehung hat das Land Hessen im Jahr 1985 eine Patenschaft über die Wolgadeutschen begründet.

Der Veranstaltung am 30. August 2008 vor dem Berliner Reichstag wünsche ich große öffentliche Aufmerksamkeit, damit der schwere Schicksalsweg der Deutschen aus Russland stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit getragen wird und damit zu einer größeren Akzeptanz führt“, so Landesbeauftragter Rudolf Friedrich.