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Neuigkeiten
27.09.2019, 15:16 Uhr
6. Hessischer Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation und zentraler „Tag der Heimat“ 2019
Ansprache des Ministers des Innern und für Sport, Peter Beuth
Wiesbaden, 27. September 2019 - Zum 6. Mal beging das Land Hessen den traditionell sehr feierlichen Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation gemeinsam mit dem zentralen „Tag der Heimat“ des Bundes der Vertriebenen in der Rotunde des Biebricher Schlosses in Wiesbaden.
V. l.: Daniel Herman, tschechischer Minister für Kultur a.D.; Margarete Ziegler-Raschdorf, Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler; Peter Beuth, Hessischer Minister des Innern sowie Siegbert Ortmann, BdV-Landesvorsitzender

Als seit 1. Juli 2019 verantwortlicher Ressortchef für das Themengebiet Flucht und Vertreibung war der Hessische Minister des Innern und für Sport, Peter Beuth, Gastgeber des Gedenktages. Er wurde begleitet von der Landesbeauftragten für Heimatvertriebene und Spätaussiedler Margarete Ziegler-Raschdorf.  In seiner Ansprache betonte Innenminister Beuth: „Die Vertreibung, Flucht und Deportation von mehr als 14 Millionen Menschen sowie ihre Aufnahme und Integration im zerstörten Nachkriegsdeutschland sind Teil der deutschen und europäischen Geschichte. Wir dürfen niemals müde werden, vor den katastrophalen Folgen von Vertreibung, Flucht und Deportation und dem menschlichen Leid, das davon verursacht wird, zu warnen, denn die Erlebnisse, Ängste und Traumata verfolgen die Betroffenen ein Leben lang. Uns und allen nachfolgenden Generationen obliegt es, behutsam und verantwortungsvoll mit diesem Teil unserer Geschichte umzugehen. Mit der Einführung des hessischen Gedenktages haben wir in den Köpfen und Herzen der Menschen ein Denkmal der Erinnerung für alle Zeiten erschaffen.“

Ehrengast des Gedenktages war der tschechische Minister für Kultur a.D., Daniel Herman. Im Geiste von Verantwortung und Versöhnung betonte er in seiner Festrede, dass man Menschen nicht auf ihre politische, ethnische oder religiöse Zugehörigkeit reduzieren dürfe. „Es sind konkrete Menschen mit eigener Verantwortung“, stellte er fest. Herman warf die Frage auf, wie es möglich sein konnte, dass so viel Leid zugefügt wurde. Zudem fragte er sich, nach welchen Regeln und Prinzipien die kulturelle und gesellschaftliche Szene derartige Taten, für die man sich heute noch schämen müsse, tolerieren konnte. Könne man sich dessen gewiss sein, dass solche Kräfte heute nicht mehr aktiv seien? „Ich bin davon überzeugt, dass solange wir versuchen zu verstehen, solange wir Scham empfinden können und solange es jemanden gibt, an den wir Worte mit der Bitte um Vergebung richten können, die Hoffnung besteht, dass die Wunden der Vergangenheit zumindest teilweise verheilen", so der tschechische Kulturminister a.D.

Markus Gaßner, ehrenamtlicher Stadtrat der Landeshauptstadt Wiesbaden hob in seinem Grußwort die enge Verbindung der Heimatvertriebenen mit Wiesbaden hervor und erinnerte in diesem Zusammenhang an die Bedeutung des Wiesbadener Abkommens. Dabei lobte er die hohe Symbolkraft der Verantwortung und Versöhnung, die nur wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg von diesem Geschehen ausging. „Die Geschichte der Vertriebenen ist eine deutsche Geschichte, eine europäische Geschichte, es ist unsere Geschichte“, betonte Gaßner.

„Das Thema Erinnerungskultur kennt kein Verfallsdatum“, verdeutlichte Siegbert Ortmann, der Vorsitzende des Landesverbandes Hessen e.V. im Bund der Vertriebenen, in seiner Begrüßung. Zumal rund ein Viertel aller in Hessen lebenden Bürgerinnen und Bürger Flucht und Vertreibung entweder selbst erlebt oder durch ihre Angehörigen erfahren hätten. „Es sind und waren Menschen, die trotz bitterer Erfahrung mit harter Arbeit zum Wirtschaftswunder beitrugen.“

Im Rahmen des würdevollen Festakts überreichte der Hessische Minister des Innern und für Sport Peter Beuth gemeinsam mit Margarete Ziegler-Raschdorf, Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, den diesjährigen Landespreis „Flucht, Vertreibung, Eingliederung“. Zu den Gewinnern des alle zwei Jahre vergebenen, mit 7.500 Euro dotierten Preises gehören in diesem Jahr mit jeweils einem Preisgeld von 2.500 Euro der Heimat- und Geschichtsverein Igstadt e.V., die beiden Schauspieler Alexander Bräutigam und Robin Middeke aus Kassel sowie die Theatergruppe des Vereins Königstädter Hofkonzerte aus Rüsselsheim. Für den Bund der Vertriebenen in Hessen hatte der Minister auch noch eine gute Nachricht: Im Wege des Nachtragshaushalts 2019 wurde die institutionelle Förderung für den BdV um 57.000 Euro angehoben. „Die politische und finanzielle Unterstützung der hessischen Landesregierung ist Ihnen sicher“, betonte der Minister abschließend.