Union der Vertriebenen Landesverband Hessen
Besuchen Sie uns auf http://www.udv-hessen.de

DRUCK STARTEN


Neuigkeiten
21.09.2018, 13:06 Uhr
Caspar: Leistung und Geschichte von Aussiedlern und Spätaussiedlern wertschätzen
Vertreibung war Unrecht und gilt auch heute als mahnendes Beispiel
Wiesbaden/Frankfurt am Main, 21. September 2018 - Am Sonntag, dem 23. September 2018 findet im Hessischen Landtag anlässlich zum 100. Jahrestag der Gründung der deutschen Autonomie an der Wolga ein Festakt statt, unter anderem mit Ministerpräsident Volker Bouffier, und Landtagspräsident Norbert Kartmann. Dazu erklärte der Sprecher der CDU-Landtagsfraktion für Heimatvertriebene, Aussiedler, Flüchtlinge und Wiedergutmachung, Ulrich Caspar:
Ulrich Caspar MdL

„Wir erinnern anlässlich des 100. Jahrestages nach der Gründung der deutschen Autonomie an der Wolga daran, dass den deutschen Siedlern an der Wolga infolge der Russischen Revolution am 19. Oktober 1918 der Status einer eigenen Volksgruppe innerhalb des russischen Staatsverbands und eine territoriale Autonomie zuerkannt worden war. Daraus ging die sogenannte ‚Wolgarepublik‘ im Jahr 1924 hervor. Die damalige Geschichte ist für russische Aussiedler und Spätaussiedler prägend und die Erinnerung an sie ist bis heute Teil der Identität dieser Volksgruppe.

Im Jahr 1763 folgten viele junge Menschen aus Deutschland und insbesondere aus Hessen dem Ruf der Zarin Katharina die Große, sich in Russland niederzulassen. Im hessischen Büdingen war ein zentrales russisches Anwerbebüro für Kolonisten stationiert, von wo aus zahlreiche Siedlertrecks in Richtung Osten ihren Ausgang nahmen. Aufgrund dieser historischen Verbundenheit hat das Land Hessen im Jahr 1985 die Patenschaft über die Landsmannschaft der Wolgadeutschen übernommen.

Als die Wolgadeutschen in den 1930er Jahren jedoch in der stalinistischen Sowjetunion zunehmend unter Generalverdacht gestellt wurden, mit dem nationalsozialistischen Deutschland zu sympathisieren, wurden ihre Rechte immer weiter eingeschränkt und viele Deutschstämmige als angebliche Spione inhaftiert.

Aufgrund der Erfahrung von Benachteiligung und Ausgrenzung nutzte ein großer Teil von ihnen die sich mit dem Niedergang der Sowjetunion bietende Gelegenheit zur Aussiedlung und Rückkehr nach Deutschland. Allein zwischen 1990 und 2000 kamen rund 2,1 Millionen Spätaussiedler aus den Nachfolgestaaten der früheren Sowjetunion in die Bundesrepublik sowie aus Polen, Rumänien und Ungarn. Heute leben in der Bundesrepublik Deutschland rund vier Millionen Aussiedler und Spätaussiedler. Unter ihnen stellen die Deutschstämmigen aus den Nachfolgestaaten der früheren Sowjetunion die größte Gruppe.

Die Integration der überwiegenden Mehrheit der Spätaussiedler in die deutsche Gesellschaft ist erfolgreich verlaufen. Gerade auch in Hessen haben viele Spätaussiedler wieder eine Heimat gefunden und hier einen wertvollen Beitrag für die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung erbracht. Bedingt durch ihre Zuweisung in ländlich strukturierte und häufig strukturschwache Regionen unseres Landes, wurde dort die Abwanderung abgemildert.

Die Erfahrungen mit dem Leben als Minderheiten in totalitären Regimen lassen vor allem in diesen Tagen auch den Wert unserer freiheitlichen Demokratie und unseres Rechtsstaates noch einmal deutlich hervortreten. Nicht zuletzt kann auch ihre andere Perspektive auf unser Land und unsere Gesellschaft, die sich ihnen als zugewanderte Deutsche bietet, einen wichtigen Beitrag zur Frage der Identität Deutschlands liefern. Vor allem aber kann der in der Geschichte immer wieder unter Beweis gestellte erfolgreiche Neuanfang auch für andere eine Vorbildfunktion haben und sie ermutigen, den Herausforderungen der Zukunft offen entgegenzutreten.

Wir als CDU-Fraktion werden daher auch in Zukunft nicht diejenigen vergessen, die nach dem Zweiten Weltkrieg fliehen mussten und in Hessen eine neue Heimat gefunden haben. Ihre Unterstützung ist für uns Verpflichtung und Aufgabe zugleich.“